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Maissaat - Versuch 2016

Im zweiten Jahr in Folge legen wir heuer eine Versuchsreihe nach unserem Begrünungsversuch an. Hatten wir voriges Jahr einen reinen Direktsaatversuch mit unterschiedlichen Saattechniken auf unserem Feld, ist die Zielsetzung heuer eine andere. Nachdem in etwa einer Woche die Aussaat statt finden soll, möchte ich bereits heute Überlegungen und unterschiedlichen Herangehensweisen beschreiben.

Abgestorbene Begrünung am 23. März vor der Bodenbearbeitung
Abgestorbene Begrünung am 23. März vor der Bodenbearbeitung

Winterbegrünungen vor Mais und Ölkürbis sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Wirtschaftsweise, erfordern im Frühjahr aber ein sehr sensibles Vorgehen vor und nach dem Anbau. Derart mit Begrünungsresten abgedeckte Flächen haben, für die Aussaat, einen wesentlichen Nachteil: Der Boden unter dieser Decke trocknet sehr langsam aus. Dies ist für uns in der Entscheidungsfindung mehrerer Tätigkeiten sehr wichtig. Eine zu frühe Bodenbearbeitung auf oberflächlich fahrbaren Boden kann Schmierschichten verursachen die wir dann nicht mehr brechen können, Wurzelwachstum und Wasserdurchlässigkeit können auf Jahre beeinträchtigt werden. Keine Bodenbearbeitung und direkte Aussaat in die Mulchdecke ist technisch eine Herausforderung, das Sägerät muss die Mulchschicht so aus der Saatreihe räumen, dass genug Feinerde über dem Saatkorn gebildet werden kann dass die Aussaat nicht beeinträchtigt ist. Seit vielen Jahren suchen wir nun schon den für uns passenden Weg, es gibt aber sicher nicht die eine, 100% richtige, Herangehensweise.

 

Daher werden wir in der Versuchsreihe vier verschiedene Varianten, mit unterschiedlichem technischen und chemischen Aufwand, testen:

  • In der ersten Variante wurde die Begrünung bereits im Herbst mit einem adaptierten 3-balkigen Grubber (Vogel&Noot Terra Flex 300) auf etwa 10 cm eingearbeitet. Der Grubber wurde dabei ohne Nachlaufwalze und mit selbst aufgebauten Stützrollen für die Tiefenführung verwendet um eine möglichst grobe Struktur an der Obefläche über den Winter zu erhalten. Im Frühjahr (Ende März) wurde mit einem Kultivator (Einböck Vibrostar) das Feld auf etwa 5 cm eingeebnet. Eine weitere Bodenbearbeitung mit dem Vibrostar erfolgt vor der Aussaat auf 6 cm Bearbeitungstiefe. Vorteil dieser Variante ist eine frühere oberflächliche Trocknung des Bodens, eine bessere Erwärmung des Bodens im Frühjahr und eine relativ gute mechanische Unkrautregulierung. Als Nachteil kann eine kürzere Vegetation der Begrünung angeführt werden, dadurch wird weniger CO2 gebunden und weniger Wasser in der Pflanze gespeichert. Außerdem kommt es zu einer früheren Nitrifikation der Pflanzen, die dadurch freigesetzten Nährstoffe können nicht rechtzeitig von der Folgekultur aufgenommen werden. Weiters ist die Gefahr, das Bodenleben und die Bodenstruktur durch eine Bodenbearbeitung im Spätherbst zu (zer-)stören je nach Witterungsverhältnisse recht hoch.
Variante 1 - links nach erster Bearbeitung im Frühjahr, rechts vor der Bearbeitung mit dem Vibrostar
Variante 1 - links nach erster Bearbeitung im Frühjahr, rechts vor der Bearbeitung mit dem Vibrostar

 

  • In der zweiten Variante wurde die Begrünung im Herbst nicht eingearbeitet. Im Februar wurde die bereits durch den Frost abgefrorene Begrünung gemulcht, Ende März dann der Boden seicht (auf etwa 4 cm) mit dem Vibrostar bearbeitet. Diese erste Bodenbearbeitung hat neben der Unkrautregulierung vor allem ein Ziel: die Austrocknung des Bodens fördern. Daher nehmen wir als Werkzeug bei diesem Vorgang ein Schmalschar am Vibrostar und nehmen in Kauf, dass der Boden nicht flächig abgeschnitten wird und dadurch Ausfallweizen und nicht abgestorbene Pflanzen "durchschlüpfen" und weiterwachsen. Der Einsatz von Gänsefußscharen würde zwar sämtliche Unkräuter bekämpfen, birgt aber die Gefahr einer Schmierschicht am Bearbeitungshorizont. Auch diese Variante werden wir kurz vor Aussaat ein zweites Mal mit dem Vibrostar bearbeiten. Diese Variante ist eine klassische Mulchsaat und unsere derzeitige Standardvariante. Sie ist letztlich ein Kompromiss von verschiedenen Ansätzen: Relativ wenig und sehr flache Bodenbearbeitung, gute Unkraturegulierung, Erhaltung der Mulchschicht auf der Bodenoberfläche. 
Variante 2 - Mulchsaat nach der ersten Bodenbearbeitung
Variante 2 - Mulchsaat nach der ersten Bodenbearbeitung
  • In der dritten Variante bleibt die Begrünung bis zur Aussaat völlig unberührt. Einzig gemulcht (zerkleinert) wurde die abgestorbene Begrünung im Februar. Am Tag der Maisaussaat werden wir in dieser Variante unsere mulchsaatfähige Einzelkornsämaschine Monosem NG4+ mit einem Strip-Till-Gerät kombinieren. Dieses Gerät hatten wir bereits im Vorjahr bei unserem Direktsaatversuch im Einsatz und bearbeitet den Boden nur in der Aussaatreihe des Maises. Der Boden wird also nicht flächig bearbeitet, etwa 50 cm zwischen den Maisreihen bleiben völlig unbearbeitet. Der Vorteil dieser Variante ist der ausgezeichnete Erosionsschutz aufgrund der geringen Bodenbearbeitung, das Bodenleben bleibt im Großen und Ganzen unberührt. Der Nachteil dieser Variante hat sich im Vorjahr in unserem Versuch gezeigt: der Boden ist unter der Mulchschicht am Bearbeitungshorizont noch nicht ausreichend ausgetrocknet, dadurch ist ein gutes Saatbeet schwer herstellbar, die Gefahr des Verschmierens in der Saatreihe ist hoch. Außerdem verlagert sich die Unkrautregulierung ausschließlich hin zum chemischen Pflanzenschutz.
Archivbild aus dem Vorjahr: Das Strip-Tillgerät in Kombination mit der Einzelkornsämaschine
Archivbild aus dem Vorjahr: Das Strip-Tillgerät in Kombination mit der Einzelkornsämaschine
  • Die vierte und letzte Variante ist eine Reaktion auf die Erkenntnise aus dem Versuch des Vorjahres. Hier haben wir bei unserer Begrünungsbesichtigung im Oktober 2015 bereits mit dem Strip-Till Gerät die Saatreihen vorbearbeitet. Durch die Bearbeitung im Herbst auf trockenen Boden ist der Nachteil der Strip-Till-Variante im Frühjahr aufgehoben, gleichzeitig hat man aber gegenüber einer echten Direktsaatvariante den Vorteil des vorgelockerten Bodens. Als Nachteil dieser Variante muss man, neben der ebenfalls nur chemisch erfolgten Unkrautregulierung, vor allem den technischen Aufwand nennen. Diese Variante ist exakt nur mit einem RTK-GPS-System durchführbar. Diese automatischen Lenksysteme mit einer Fehlertoleranz von 2 cm sind  in der Anschaffung noch recht teuer, für diese Variante aber unabdingbar. Anders wären die im Herbst vorgezogenen Strip-Till-Spuren schlicht nicht exakt mit der Sämaschine nachfahrbar. Mit freiem Auge sind die Spuren jetzt, im Frühjahr kaum noch erkennbar, vom Traktor aus wäre es unmöglich diesen nachzufahren. 
Im Herbst gezogene Strip-Till-Spuren, dazwischen unbearbeiter Boden mit abgestorbener Begrünung als Mulchschicht
Im Herbst gezogene Strip-Till-Spuren, dazwischen unbearbeiter Boden mit abgestorbener Begrünung als Mulchschicht

Wir werden hier die Entwicklung der unterschiedlichen Varianten nach der Aussaat natürlich in eigenen Blogeinträgen dokumentieren.

Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle für die gute Zusammenarbeit mit Gerfried Bauer von der Bezirksbauernkammer Horn, Christoph Berndl von der Bildungswerkstatt Mold und Bruno Wingelhofer von der Firma Wingelhofer. Ohne fachliche und technische Unterstützung wären derartige Versuche für uns nicht möglich.

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