Wie bereits angekündigt möchte ich mich heute mit den ökologischen Aspekten unseres Maisversuches beschäftigen. Den tatsächlichen Vergleich möchte ich aber in einem eigenen Blogeintrag veröffentlichen, selbst dieser einleitende Artikel wird bereits relativ umfangreich. Jede Variante hat dabei andere Vor- und Nachteile auf die man Rücksicht nehmen kann. Je nach Region sind diese auch unterschiedlich zu gewichten, so ist bei uns der Erosionsschutz aufgrund der großteils flachen Landschaft eher zu vernachlässigen als in anderen Gegenden des Waldviertels bzw. von Österreich. Auch die Bodenart hat natürlich einen großen Einfluß auf Erosion, Humusauf- oder abbau und andere Faktoren, die neben der Ertragsoptimierung und der Kostenseite zu beachten sind.
Als umweltrelevant und greifbar kann zuerst einmal der eingesetzte Maschinenaufwand und damit der Dieselverbrauch angesehen werden.
Ein aber mindestens genauso wesentlicher Faktor: Die Bodenbearbeitung. Bei jeder Bodenbearbeitung wird organisch gebundener Stickstoff im Boden freigesetzt. Darüber freut sich der Landwirt, brauchen doch die meisten Kulturpflanzen Stickstoff als wesentlichen Baustoff des Pflanzenwachstums. Was einem dabei nicht so freuen sollte: Wird Stickstoff freigesetzt, wird auch Kohlenstoff freigesetzt. Im Boden herrscht in etwa ein C:N-Verhältnis (Kohlenstoff zu Stickstoff) von 10:1. Dieses Verhältnis ist wenig variabel im Boden festgelegt. Löst man also bei der Bodenbearbeitung ein kg Stickstoff aus dem Boden und macht in pflanzenverfügbar, hat man auch eine Emission von in etwa 10 kg Kohlenstoff.
Wieviel Stickstoff und Kohlenstoff genau freigesetzt wird, darüber streiten sich diverse Studien und ist natürlich auch von der Art des Bodenbearbeitungsgeräts und der Bearbeitungstiefe abhängig.
Ein dritter wesentlicher Faktor ist der bereits angesprochene Erosionsschutz. Gerade das heurige Jahr zeigt wieder, wie wichtig Schutzmaßnahmen gegen Starkregenereignisse sind.
Gerade bei Hackfrüchten wie Mais, Soja, Kürbis oder Sonnenblumen ist der Erosionsschutz ein immer wichtiger werdender Punkt bei der Wahl des Anbauverfahrens. Kommt es in einem nicht von Begrünungsresten durchwurzelten Boden zu Bodenerosion, wird durch das Regenwasser Oberboden, also die Humusschicht, vom Feld abgetragen. Das hat gleich mehrere negative Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die Umwelt und auch die Kommunen:
- fruchtbarer, humushaltiger Boden geht verloren
- in den Bodenpartikeln gespeicherte Nährstoffe werden abgeschwemmt und können in angrenzende Gewässer gelangen
- Entwässerungsgräben werden verschlemmt und können ihre Funktion nicht mehr erfüllen
- angrenzende Straßen oder Wohngebiete können überschwemmt werden, was zu zusätzlichen Kosten für Räumungsarbeiten und Feuerwehreinsätze führen kann
- Wasser ist ohnehin ein stark begrenzender Faktor in vielen landwirtschaftlichen Gebieten, oberstes Ziel muss es sein dass es am Feld versickert und damit pflanzenverfügbar wird
- Der nicht durch Pflanzen verbaute oder mit abgestorbenen Pflanzenresten abgedeckte Boden verschlemmt und verkrustet beim Abtrocknen, Bodenrisse und starke Austrocknung sind die Folge
Als letzten Punkt muss natürlich auch der erforderliche chemische oder mechanische Pflanzenschutz als umweltrelevant angesehen werden. Wie bereits in einem früheren Blogeintrag erwähnt, geht eine reduzierte Bodenbearbeitung oft auch mit einem erhöhtem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln einher. Hier sind wir dann auch bei der derzeit sehr emotional diskutierten Genehmigung von Glyphosat und ob dieser Wirkstoff nun krebserregend ist oder nicht. Allein die Meinung zum Thema Glyphosat sollte einen eigenen Blogeintrag einnehmen, da auch dieses Thema äußerst umfangreich ist.
Man darf diesen Artikel also als Einleitung für zwei weitere Artikel sehen: zum einen möchte ich in der kommenden Woche die einzelnen Varianten möglichst neutral nach ihrer Umweltrelevanz bewerten, zum Anderen möchte ich mich auch in einem eigenen Blogeintrag dem Glyphosat widmen. Es wird also eine spannende Woche auf diesem Blog, schauen Sie wieder rein.
Bisherige Blogeinträge zum Maisversuch:
Maissaat - Versuch 2016 - 14. April 2016
Maisversuch 2016 - Die Aussaat - 25. April 2016
Maisversuch 2016 aus betriebswirtschaftlicher Sicht - 11. Mai 2016