Immer wieder betonen wir, wie wichtig Zwischenfrüchte bzw. Winterbegrünungen für unseren Betrieb sind. Was genau wir unter Begrünungen verstehen, warum wir sie anbauen und wie wir das machen, möchte
ich heute im Blog darstellen.
- Was verstehen wir unter Zwischenfrüchten?
Eine Zwischenfrucht ist ein Pflanzengemenge, dass zwischen zwei Hauptfrüchten angelegt wird, um längere Brachzeiten zu vermeiden und dabei positiven Nutzen für Boden, Umwelt und Folgekultur zu erzielen. Diese Zwischenfrüchte werden nicht vom Feld abgeführt, sondern verbleiben nach dem natürlichen Abfrosten im Winter am Feld als "Futter" für die Bodenlebewesen.
- Welchen Nutzen erwarten wir von Zwischenfrüchten?
Die verschiedenen Pflanzen sollen unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Sie dienen als Nährstoffspeicher und -produzenten, schützen den Boden vor Austrocknung durch Sonne und Wind, können durch eine gute Durchwurzelung den Boden lockern und fördern durch die Lebendverbauung die Bodenstruktur. Außerdem hat eine gut ausgebildete Begrünung positive Auswirkungen auf den CO2-Haushalt, die Pflanzen assimilieren bis spät in den Herbst. Weiters lockern Begrünungen enge Fruchtfolgen mit hohem Getreideanteil auf und schützen den Boden vor Erosion.
- Wie stehen Begrünungen in unserer Fruchtfolge?
Wir setzen Zwischenfrüchte überall dort ein, wo nach Getreide eine Sommerung (eine Kultur die nicht bereits im Herbst ausgesät wird) steht. Das sind bei uns in der Regel Silomais und Ölkürbis. Beide Kulturen werden erst im April bzw. Mai des Erntejahres angebaut, die Ernte der Vorfrucht (in der Regel Winterweizen) erfolgt aber bereits Anfang August des Vorjahres. Durch diese Maßnahme gehen annähernd 100% unserer Flächen begrünt in den Winter, entweder durch Hauptfrüchte (Raps, Weizen, Roggen, Triticale) oder eben durch Begrünungen.
- Wann und wie säen wir unsere Zwischenfrüchte?
Wir sind bemüht, die Begrünungsmischungen möglichst schnell nach der Ernte der Hauptfrüchte auszusäen, im Idealfall heißt das bis Mitte August. Dabei gilt es aber auch, das Ausfallgetreide nicht aus den Augen zu verlieren. Gerade nach den Hagelschauern heuer, die uns Verluste von 10-20% beim Winterweizen beschert haben, muss man mit erhöhtem Aufgang von Ausfallgetreide rechnen. Neben der späten Ernte waren also die beiden Bodenbearbeitungsmaßnahmen mit dem Grubber zur Bekämpfung ein Verzögerungsfaktor, warum wir mit unserer Begrünung erst um den 20. August in den Boden gekommen sind.
Angebaut wird bei uns grundsätzlich mit der Sämaschine wie jede Hauptkultur auch, günstigere Lösungen wie Säkästen am Grubber haben bei uns zu schlechteren Ergebnissen geführt.
- Welche Pflanzen mischen wir in unsere Begrünung?
Wir mischen grundsätzlich mehrere Pflanzenarten in unserer Begrünung, um positive Eigenschaften der verschiedenen Kulturen miteinander zu verbinden. Dabei ist uns wichtig, das keine der angebauten Pflanzen negative Auswirkungen auf eine unserer Hauptkulturen hat.
Unsere heurige Zwischenfrucht besteht aus 5 unterschiedlichen Pflanzen, bei der jede eine Aufgabe hat:
Phacelia: gilt als Bodengesundungsfrucht und ist vor allem auch aufgrund der nicht vorhandenen Verwandtschaft zu unseren Kulturpflanzen interessant.
Ölrettich: ist ein Kreuzblütler und damit ein Verwandter von Raps. Wir haben ihn trotzdem in unserer Begrünungsmischung, weil der Rettich eine Pfahlwurzel bildet, die bis zu 1,5 Meter in den Boden reicht und dabei auch vor Bodenverdichtungen keinen Halt macht. Ölrettich ist also ein natürlicher Tiefenlockerer ganz ohne Dieseleinsatz.
Alexandrinerklee: ist eine Leguminose, kann daher mit Knölchenbakterien an den Wurzeln Stickstoff produzieren. Außerdem bilden die flachen, flächigen Wurzeln eine gute Durchwurzelung des Oberbodens und die Pflanze eine gute Bodenbedeckung an der Oberfläche.
Mungo: hat die Aufgabe, durch seine rasche Jugendenrwicklung den Boden früh zu bedecken und damit Unkräuter gut zu unterdrücken. Ähnlich der Phacelia ist Mungo mit keiner unserer Kulturpflanzen artverwandt und bricht daher die Fruchtfolge sehr gut.
Ackerbohne: entwickelt eine kräftige Pfahlwurzel, die ebenfalls in tiefere Bodenschichten vordringt und damit unsere Form der Tiefenlockerung darstellt. Außerdem produziert die Ackerbohne als Leguminose wie der Alexandrinerklee Stickstoff für die Folgekultur.
Die einzelnen Komponenten werden von uns selbst in Handarbeit gemischt, die Ackerbohne wird aufgrund der deutlich größeren Körner getrennt mit dem Handelsdüngerstreuer ausgestreut. So wird gewährleistet, dass die Bohnen tiefer eingearbeitet werden (die Ackerbohne möchte in 6 cm Tiefe angebaut werden) als die anderen Saatkörner, die gerne flach im Boden liegen.
- Wann werden unsere Zwischenfrüchte eingearbeitet?
Die meisten Zwischenfrüchte frosten über den Winter ab und werden von uns spät im Frühjahr, unmittelbar vor Aussaat, eingearbeitet. So bilden die abgestorbenen Pflanzen noch eine Mulchschicht und die im Boden noch vorhandene Wurzelmasse schützt vor Erosion. Auf den Feldern, auf denen im Frühjahr Ölkürbis bestellt werden, weichen wir von diesem Schema ab und arbeiten die Begrünungen Mitte November mit dem Grubber ohne Nachlaufwalze grob ein. Dies hat vor allem 2 Gründe: 1. verträgt sich das Kürbissaatgut nicht recht gut mit einer zu hohen Bodenlebewesenpopulation, es kommt immer wieder zu Ausfällen aufgrund von angefressenen Körnern. 2. wird das maschinelle Hacken der Kürbisreihen durch die Mulchschicht extrem erschwert bis unmöglich. Diese Variante ist also ein Kompromiss zugunsten des Ölkürbis der für uns unumgänglich scheint. Sollte ein Kollege Ölkürbis in Mulchsaat etablieren können, so bitte ich um Kontakt, ich würde gerne wissen wie das klappt.
Wie sich unsere Zwischenfrüchte im heurigen Herbst entwickeln, werde ich natürlich auch hier dokumentieren. Nächste Woche möchte ich unseren Rapsversuch mit einer Leguminosenuntersaat vorstellen, der
heuer unter der Mithilfe der Landwirtschaftskammer Niederösterreich und der Saatbau Linz verwirklicht werden konnte.
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